Die Macht der Gewohnheiten

Kennen Sie das? Immer dieselbe Straßenseite am Weg in die Arbeit wählen; sobald man stehen bleibt, immer auf demselben Standbein stehen; immer die gleichen Lebensmittel einkaufen, beim Schuhe anziehen immer den linken oder den rechten zuerst, usw. Gewohnheiten erleichtern unser Leben gewiss, denn wir haben schließlich Besseres zu tun, als uns über solche Banalitäten Gedanken zu machen. Aber wie es so üblich ist auf der Welt: alles hat eine Licht- und eine Schattenseite.

Gewohnheiten könnte man vereinfacht als auf wiederholten Gedanken basierende wiederholte Handlungen definieren. Als solche haben diese eine relativ große Präsenz im Gehirn, denn je öfter ein Gedanke gedacht wird und darauffolgend die Handlung gesetzt wird, umso mehr prägt es sich im Gehirn als funktionierende „Strategie“ ein.

„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“ (aus dem Talmud)

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Gewohnheiten können aber mit der Zeit bei einer Herausforderung oder Krise einschränkend sein, denn die anderen Möglichkeiten oder Herangehensweisen wurden bereits durch nicht verwenden abtrainiert. „Use it or lose it!“ Das gilt auch für unsere Problemlösungskompetenzen.
Man kann es sich als Lebensprinzip nicht nur auf dem Sofa bequem machen, sondern auch im Kopf. Beide Ebenen, sowohl die Ebene des Körpers, als auch das Gehirn sind bei uns Menschen auf Bewegung angewiesen, um die volle Funktionsfähigkeit und Vernetzung der Neuronen zu erhalten.

In der Therapie ist es oft überraschend, wie einfach Lösungen für Probleme sein können – nur alleine kommt man nicht darauf, weil die alten (Denk-)Gewohnheiten im Wege stehen. Ein Blick von außen bringt einen frischen Wind im Denken und auch eine gewisse Freude, wieder im Fluss zu sein. Es macht Spaß, auf die eigenen Ressourcen zurückgreifen zu können und aus dem eigenen Labyrinth herauszufinden. Denn wir sind alle kompetente Wesen miteinander. (Ein bekannter Satz von mir in den Therapiestunden.)

Es gibt eine einfache Methode, wie man innerlich in Bewegung bleiben kann: verlassen Sie eine Zeit lang dreimal täglich Ihre Komfortzone! Was heißt das? Morgen bewusst die andere Straßenseite wählen, mit einer Kollegin sprechen, die Sie noch nicht so oft gesehen haben, eine neue Gemüsesorte ausprobieren, sich für einen ungewöhnlichen Kurs einschreiben oder einfach etwas machen, was Sie vielleicht nicht so gerne machen, weil es unbequem ist. Sie werden dafür mit Freude belohnt und mit dem Gefühl, über sich hinauswachsen zu können. Ganz einfach.