Win-Win Denken als Zuversicht für eine reifere Welt?

Wenn man sich umsieht, was alles in der Welt schief läuft, wird es bald klar, dass unser aktuelles wirtschaftspolitische System ein nahen Ablaufdatum hat, da die Menschen mündiger geworden sind.

Sie gehen auf die Straßen, sie schreiben ihre Meinung in Internetforen, sie sind bemüht, für ihre Kinder eine lebenswerte Umgebung zu schaffen, soweit ihr Umfeld es erlaubt. Natürlich tun das auch viele nicht, aber es werden immer mehr, die ihr Leben autonom gestalten wollen und Krieg, Hungersnot und einige ansteckende Krankheiten als „gemachte“ Probleme sehen, aus denen manche einflussreiche Menschen enorme finanzielle Vorteile ziehen.

Wenn Menschen mit unterschiedlichen Interessen aneinander geraten, wird in den meisten Fällen nach einem Kompromiss gesucht. Bei Kindern kann das pädagogisch absolut sinnvoll sein.
Gehen wir davon aus, dass wir diese Art von Rücksichtnahme und „gut miteinander auskommen“ bereits verinnerlicht haben und so suchen wir im Konfliktfall als Erwachsene noch nach einem guten Kompromiss.
Kompromisse sind aber nicht immer die besten Lösungen, denn oft handelt es sich um Lösungen, bei denen beide Beteiligten etwas verlieren. Sie haben sich zwar unter einander arrangiert, aber eine kleine Bitternote bleibt, weil beide nicht ganz das bekommen haben, was sie ursprünglich wollten. Manchmal ist es unvermeidlich, Abstriche zu machen, manchmal bedarf es aber nur eines Umdenkens und innerer Flexibilität, um beide auf die Gewinnerseite zu ziehen – vorausgesetzt, beide sind an einer Win-Win-Lösung interessiert und keiner will sich unbedingt auf Kosten anderer bereichern.

Den meisten Menschen geht es im Fall eines Alltagskonflikts vor allem darum, die eigene Position durchzusetzen und den anderen zu besiegen. Es wird ernsthaft gekämpft und mit ausgefeilten Argumenten und rhetorischen Mitteln zu überzeugen versucht.

Bei einer Win-Win-Lebenseinstellung wird ein ganz anderer Ansatz verfolgt. Es ist dabei vollkommen unerheblich, wer Recht hat. Es wird davon ausgegangen, dass alle Beteiligten Recht haben, dass ihre Interessen wichtig sind und beachtet werden.

Die entscheidende Frage ist hier: Wie können alle Beteiligten aus der Lösung einen Gewinn oder Vorteil erzielen?

Win-Win-Lösungen lassen sich erarbeiten, wenn wir uns angewöhnen, unseren Fokus nicht auf die Positionen (Machthierarchien), sondern auf die Interessen zu legen.

Positionen sind die Standpunkte, von denen aus wir unsere Forderungen, Meinungen oder Vorschläge durchsetzen wollen.

Interessen sind das, was hinter unseren Forderungen und Argumenten steckt – also das, was wir mit unseren Vorhaben erreichen wollen.

Es ist sinnvoll, dabei diese Fragen zu stellen:
Was will jeder Beteiligte in dieser Situation erreichen?
Was sind die Beweggründe dafür?
Wie wollten sie von der Lösung profitieren?

Sind erst einmal die Interessen deutlich geworden, lassen sich besser Lösungen entwickeln, die all diese Bedürfnisse befriedigen können.

Es ist mir klar, dass Win-Win-Denken und -Handeln eine große Herausforderung ist, aber nur eine Win-Win-Lebenseinstellung führt dauerhaft und nachhaltig zu einem persönlichen Lebenserfolg, weil sich dadurch eine allgemeine und tiefe Zufriedenheit einstellt. Reife und erfolgreiche Menschen achten bevorzugt auf das Ganze, sei es regional oder global.
Aus einer Win-Win-Lebenseinstellung lassen sich neue, qualitativ hochwertige Systeme entwickeln die allen Beteiligten einen Gewinn bringen. Es ist bestimmt nicht die Lösung dafür, wie man die Welt als einen besseren Ort verlässt, als man ihn vorgefunden hat, sondern eher ein logischer Schritt in eine Richtung, in der Zufriedenheit statt Neid und Missgunst herrscht. Damit wäre aber schon viel erreicht.

Was spricht dagegen, das eigene Leben so auszurichten, dass man nur noch mehr nach einem gegenseitigen Gewinnerprinzip denkt und handelt? Was spricht dagegen ab jetzt den Mitmenschen mit dieser Einstellung zu begegnen?

Große Veränderungen beginnen immer mit dem ersten Schritt.
Win-Win